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Das Neuste von Save me Konstanz
Seit Montag unterstützt eine Gruppe von 20 Flüchtlingen aus unterschiedlichen Ländern die Technischen Betriebe Konstanz. Sie helfen bei der Laubbeseitigung, der Straßenreinigung und auf dem Friedhof. Damit sie von den Unterkünften zu den TBK kommen, haben diese mit Unterstützung von Save me Fahrräder organisiert, gerichtet und mit Schlössern und Beleuchtung ausgestattet. Herbert Munjak und Henry Rinklin von den TBK freuen sich auf die Unterstützung durch 20 sehr motivierte Männer.
Südkurier 16.02.2016 (Wagner) Den einen geht es um den Kampf gegen die Langeweile, den anderen darum, Neuankömmlinge zu integrieren und eventuell Arbeitskräfte zu gewinnen. In Konstanz erhält seit Oktober 2015 eine kleine Gruppe Flüchtlinge die Möglichkeit, bei den Technischen Betrieben (TBK) im Rahmen gemeinnütziger Arbeit tätig zu sein. Henry Rinklin, Leiter der Stadtreinigung, und Gabriele Weiner, Junges Forum-Gemeinderätin und bei der Flüchtlingsorganisation Save me engagiert, sind ein wenig stolz auf das Projekt. „Es war ziemlich schwierig, es bis an diese Stelle umzusetzen“, so Rinklin.
Projekte wie das der TBK gibt es inzwischen in vielen deutschen Städten. Flüchtlinge helfen in der Regel bei den städtischen Bauhöfen mit und verrichten dort einfache, leicht erlernbare Tätigkeiten. Das ist auch mit wenigen Sprachkenntnissen möglich. Für die Flüchtlinge bedeutet es eine Chance, die enge Umgebung des Flüchtlingsheims zu verlassen und sich in ersten Schritten in der neuen Heimat zu integrieren.
Dies war auch der Hintergrund des Projekts in Konstanz. „Ziel war es, dass die Flüchtlinge herauskommen und etwas zu tun bekommen“, sagt Henry Rinklin. Ein weiterer Faktor sei die Wahrnehmung der Bevölkerung. Es komme bei vielen Menschen gut an, wenn Flüchtlinge sich zu gemeinnütziger Arbeit bereit zeigten. Gabriele Weiner erläutert, woran ein frühzeitiges Arbeiten bei Flüchtlingen meist scheitert: „Normalerweise dürfen sie erst nach drei Monaten arbeiten. Bei gemeinnütziger Arbeit funktioniert es aber schon früher.“ Mithilfe von Save me stellten Rinklin und Weiner das Projekt den jungen Flüchtlingen in der Zeppelinhalle vor. Die Tätigkeiten umfassen in erster Linie die Grünpflege auf den Wegen in Parkanlagen, auf Friedhöfen, Spielplätzen und im Uferbereich. „Es sind Arbeiten, die regelmäßig anfallen, zu denen wir aber im Tagesgeschäft praktisch nie kommen“, erläutert Rinklin. Für die Arbeit erhalten die Flüchtlinge 1,05 Euro pro Stunde. Jeder von ihnen arbeitet an zwei Tagen pro Woche. Zusätzlich können sie an einem Sprachkurs teilnehmen, der an vier Wochentagen jeweils nach der Arbeitszeit stattfindet. Das ist ein wichtiger Bonuspunkt: Im Moment sind die wenigen freien Plätze in Sprachkursen bei Flüchtlingen heiß begehrt. Die Resonanz bei den Männern in der Zeppelinhalle sei sehr groß gewesen, erläutert Rinklin. Schnell hatten sich 19 Personen zum Projekt angemeldet. Für viele habe es dann dennoch nicht funktioniert: Manche wurden bereits abgeschoben oder an andere Orte verlegt. Andere erhielten die Möglichkeit, einen Sprachkurs zu besuchen und nutzten diese.
Für vier Flüchtlinge funktioniert das Projekt reibungslos. Henry Rinklin hat für die jungen Männer Fahrräder organisiert, damit sie schnell zum Arbeitsplatz und zum Sprachkurs kommen. Beim Arbeitsablauf gibt es wenige Probleme. Seine Mitarbeiter seien es gewöhnt, sich mit wenigen Worten zu verständigen, berichtet Rinklin. Bei den TBK gebe es verschiedene soziale Projekte, viele Teilnehmer hätten einen Migrationshintergrund. In der Regel würden kleine Gruppen gebildet mit jeweils zwei Flüchtlingen. Sie werden von einem erfahrenen Mitarbeiter angeleitet.
Die Flüchtlinge profitieren in jedem Fall von dem Projekt. Sie lernen sehr schnell, wie in Deutschland die Arbeitswelt funktioniert. „Unser Acht-Stunden-Tag ist mit einem Arbeitstag in Afghanistan nicht zu vergleichen“, sagt Gabriele Weiner. „Die Flüchtlinge, die sich in unserer Arbeitswelt zurechtfinden, haben bei der späteren Arbeitssuche Vorteile.“ Nicht zuletzt profitieren aber auch die TBK. „Wir haben zum einen Fachkräftemangel und zum anderen brauchen wir immer wieder Personen für Hilfstätigkeiten“, sagt Henry Rinklin. Diese seien inzwischen schwer zu finden. Die sozialen Projekte seien aber immer wieder hilfreich gewesen. Aus ihnen konnten inzwischen 14 Personen in feste Stellen vermittelt werden. „Wir erkennen, wenn jemand geeignet ist für eine Arbeit.“ Für Flüchtlinge sei es denkbar, dass sie in eine Ausbildungsstelle vermittelt würden – etwa als Landmaschinenmechaniker.“
Die Flüchtlinge betonen noch einen anderen Aspekt des Projekts: „Es tut gut, der Situation in der Halle nicht den ganzen Tag ausgesetzt zu sein“, sagt Bahram aus Afghanistan. Wegen seiner guten Übersetzungsleistungen hat er einen Platz in einem Intensivsprachkurs bekommen. Das Projekt zieht jetzt bereits weitere Kreise.