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Das Neuste von Save me Konstanz
Ich danke der Amnesty Internationalgruppe Konstanz, dass ich heute die Möglichkeit habe, hier zu sprechen. Ich möchte vor allem auf diese Themen eingehen:
1. Auf die Solidarität mit den Menschen in Afghanistan.2. Auf den Vergleich zum Iran und meiner Geschichte3. Auch die Lebenssituation eines iranischen Staatsbürgers, der von der schwedischen Polizei verhaftet wurde, möchte ich kurz erläutern.➖1.Die Taliban haben wieder einmal in Afghanistan die Macht Übernommen. Das Leben der afghanischen Bevölkerung und Aktivisten zu retten, hat Priorität.Angesichts der bitteren und blutigen Erfahrungen der Menschen im Iran unter der Herrschaft des islamischenRegimes in den letzten vier Jahrzehnten, ist die Rückkehr der Taliban erschreckend. Ich und viele Menschen aus dem Iran wissen, wie schlimm die Situation im Afghanistan ist und was es bedeutet, diese am eigenen Körper zu erleben. Wir empfinden deshalb tiefes Mitgefühl für die Menschen, die in Afghanistan dieser islamistischen Gruppe ausgeliefert sind und kein freies Leben mehr haben können.Seit nun fast zwei Wochen hat die Radikal-islamische Taliban die Macht übernommen. Die Lage in Afghanistan ist seitdem äußerst angespannt. Vor allem Frauen und Mädchen fürchten nun um ihr Leben und ihre Zukunft. Die Androhung von Hinrichtung, Folter und Steinigung von Frauen, Mädchen Journalist:nnen und Menschenrechtsaktivist:innen bietet großen Anlass zur Sorge. Es ist die Pflicht von uns allen, denjenigen, die Unterstützung und Sicherheit suchen, zu helfen und sie nicht im Stich zu lassen. Die im Internet veröffentlichten Bilder und Videos zeigen die katastrophale Situation der Menschen in diesem Land. Wir fordern entschlossenes Handeln der deutschen Bundesregierung und der internationalen Gemeinschaft.Neben den Ortskräften müssen insbesondere Journalisten und Journalistinnen, Frauenrechtlerinnen und Personen, die sich für Menschenrechte eingesetzt haben und in akuter Lebensgefahr befinden, gerettet werden. Sie müssen so gut es geht geschützt und sofort unbürokratisch evakuiert werden. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auch auf, die Taliban nicht als Regierung anzuerkennen, weil sie nicht nur für Afghanistan , sondern die ganze Welt gefährlich sind. Ohne ein rasches und entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft wird sich die Lage noch weiter zuspitzen.➖2.Die Befreiung der iranischen und afghanischen Bevölkerung ist sehr eng miteinander verflochten. Es gibt viele Parallelen zu den Machtergreifungen der Taliban und des iranischen Regimes. Oppositionelle, Aktivisten und Frauen sind besonders unterdrückt: Sie werden in beiden Ländern verfolgt, eingesperrt oder ermordet.Ich kenne das aus dem Iran. Dank einer Petition von Amnesty International wurde ich 2007 aus dem Gefängnis befreit, weil ich der Anführer einer Gewerkschaft war. Ich habe mich sehr lange im Iran für Menschenrechte eingesetzt und wurde oft verhaftet. Als meine Familie auch bedroht wurde entschloss ich mich den Iran zu verlassen. Dies war keine leichte Entscheidung. Ich hatte dort einen guten Job, ein schönes Haus, meine Familie und meine Freunde. Ich musste allein über das Mittelmeer nach Europa kommen, um hier Asyl zu beantragen, da es keinen sicheren Fluchtweg für mich gab. Zum Glück hat Deutschland mich und nach zwei Jahren auch meiner Familie aufgenommen. Hier kann ich in Freiheit leben, auch wenn es sehr schwer ist einen Job zu finden. Aber trotzdem kämpfe weiterhin gegen die Menschenrechtsverletzungen im Iran, damit dass Leiden meiner iranischen Freunde und Kollegen bald endet und sie auch frei sein können.➖3.
Hamid Nouri, ein iranischer Staatsmann, der verdächtigt wird, in den 80er Jahren bei einer umfassenden „Säuberungsaktion“ von Dissidenten Tausende von Menschen in den Tod geschickt zu haben, wurde von der schwedischen Polizei verhaftet. Hamid Nouri und Raissi, der im Iran ebenfalls berüchtigt ist, saßen gemeinsam in dem von Khomeini eingerichteten sogenannten Todeskomitee. Deshalb wird Raissi, dem der Ruf als „Massenmord-Ayatollah“, „Blutrichter“ oder „Mitglied des Todeskomitees“ vorausgeht, als einer der Hauptverantwortlichen für die Massenhinrichtungen politischer Gegangener im Iran im Sommer 1988 angesehen und ebenfalls verfolgt.
Als der Krieg zu Ende ging, hat das Regime 1988 innerhalb weniger Wochen tausende von politischen Gegangenen im ganzen Iran durch das Todeskomitee zum Tode verurteilt. Die genaue Zahl der Hingerichteten ist nach vor unbekannt. Sicher ist, dass mehrere tausend Menschen ohne Urteil hingerichtet wurden. Noch nie musste sich jemand vor Gericht für die Massaker im Iran verantworten. Die Opfer wurden in Massengräbern verscharrt. Ihre Familien durften ihre Angehörigen nicht nur nicht selbst beerdigen, sie wurden auch nicht über den Ort, an dem sich die Begräbnisstätten befinden, informiert. Selbst nach so vielen Jahren wissen die Familien vieler Opfer des Massakers von 1988 immer noch nicht, wie ihre Väter und Mütter, Kinder und Verwandten gestorben sind oder wo sie begraben wurden. Dies ist nur ein Beispiel für die Verbrechen des iranischen Regimes und es wäre das erste Mal, dass jemand im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1988 angeklagt wird.
Nachfolgend als Reaktion darauf der Brief von Bürgermeister Andreas Osner an Save me Konstanz:
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