News
Das Neuste von Save me Konstanz
Konstanz in Bunt: Zwei Afghanen feiern berufliche Erfolge. Der eine arbeitet als Lackierer, der andere in einem Supermarkt
Von Claudia Rindt
Konstanz – „Mein Bild ist in einem Fasnachtsbuch“, sagt Obaidullah Sardarzai. Er ist dort nicht als Zuschauer zu sehen, sondern als einer der Akteure. Er gehört einer Narrengruppe an, die immer mit einem Schlitten auftritt.
Der 24-Jährige hat im Blitztempo Deutsch gelernt, den Hauptschulabschluss gemacht und sofort eine Ausbildung im Einzelhandel angeschlossen. Er arbeitet heute in der stellvertretenden Leitung der Wurst- und Fleischtheke eines Supermarkts. „Ich habe das einfach mal ausprobiert“, sagt der Mann, der 12 Jahre lang in Afghanistan die Schule besucht hatte, sich über ein Studium Gedanken machte und in einem ganz anderen Fach der Meister war: Er habe alles über Handys und deren Reparaturen gewusst, sagt Obaidullah Sardarzai. Doch dann habe er einem Stammkunden christliche Schriften besorgt. Er sei dabei beobachtet worden, und ab diesem Zeitpunkt sei sein Leben in Gefahr gewesen. Deshalb habe er Afghanistan auf der Suche nach Menschenrechten verlassen, nicht unbedingt mit Deutschland als Ziel.
Im August 2015 habe ihn ein Schlepper aber dort abgesetzt. Zur Weihnachtszeit sei er dann nach Konstanz gekommen und habe über den Weihnachtsmarkt und später die Fasnacht gestaunt. Beides kannte er aus seiner Heimat nicht. Obaidullah Sardarzai sprach, bevor er nach Deutschland kam, bereits vier Sprachen, darunter Englisch. Der 24-Jährige erzählt, er habe schnell Deutsch lernen wollen, aber keinen Bescheid für einen Sprachkurs bekommen. Deshalb sei er selbst zu einer Sprachlehrerin gegangen und habe gefragt, ob er ihren Unterricht besuchen dürfe. Er durfte bleiben, auch im folgenden Kurs.
Schnell landete der Afghane in der Zeppelin-Gewerbeschule, allerdings in einer Klasse mit Flüchtlingen, die kaum Deutsch konnten. Obaidullah Sardarzai musste kämpfen, um in eine andere Klasse zu kommen, und ein strenges Programm absolvieren, um dort bleiben zu können: morgens Unterricht, am Nachmittag Arbeit und abends sowie nachts ein Lernmarathon.
Salem Ayazi ist mit Herz und Seele Lackierer. Schon als 14-Jähriger arbeitete er in einer Werkstatt in Afghanistan. Das Problem: Er lackierte auch Wagen fürs Militär. Deshalb habe er aus Angst vor den Taliban seine Heimat verlassen, erklärt Ayazi mit Hilfe eines Übersetzers. Obwohl er nur gebrochen Deutsch spricht, wurde sein Talent zum Lackieren in Konstanz erkannt. Er habe sofort Arbeit in einer Werkstatt bekommen. Hildegard Gumpp von der Organisation „Save me“, die Ayazi mit einem Härtefallantrag unterstützte, sagt, der Chef des Betriebs habe alles dafür getan, dass der heute 31-Jährige in Deutschland bleiben könne. Sein Vorgesetzter habe gesagt, andere seien beim Lackieren erst nach Jahren auf dem Niveau von Salem Ayazi. Dieser hofft, bald Frau und Kind nachholen zu können.