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Das Neuste von Save me Konstanz
Redebeitrag zum europaweiten Aktionstag „Evakuiert alle Lager“ der Seebrücke am 23.5.2020, der aufgrund des schlechten Wetters in Konstanz verschoben werden musste.
Hier zur Rede (Video) von Save me-Mitglied Tilman Wolf auf Facebook
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Engagierte, liebe Interessierte, liebe Mitmenschen,
zu Beginn möchte ich mich bei der Seebrücke Konstanz für die Organisierung und die nette Einladung an uns Save Me Konstanz bedanken.Damit eigentlich gleich zum Grund unseres gemeinsamen Protestes: Das Corona-Virus hat überall auf der Welt seine Spuren hinterlassen – ob wirtschaftlich oder gesundheitlich. Dennoch befinden wir uns alle hier in einer relativ privilegierten Lage wieder, in der wir diese Pandemie durchstehen können.Die meisten haben ein geräumiges Dach über dem Kopf, unter dem man eine Quarantäne komfortabel aushalten kann. Die ein oder anderen wohnen sicher mit coolen und netten Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern zusammen, um die Einsamkeit zu mildern. Die meisten haben genügend Geld für die nötigen Dinge des Lebens. Freunde, Familie und Bekannte sind vielleicht zurzeit nicht immer um uns herum aber virtuell doch nah.
Dies alles haben die meisten Geflüchtete nicht. Vieles davon war schon gar nicht vorhanden bevor Corona nach Europa kam. Die Geflüchtete wohnten schon zuvor in beengten und überfüllten Lagern an den europäischen Außengrenzen.Durch Corona hat sich die Lage nunmehr erheblich verschärft! Das Virus hat das Potenzial in den beengten und inhumanen Lagern auf den bspw. griechischen Inseln seine volle desaströse Wirkung zu entfalten. Die Geflüchteten in den Lagern sind dem Virus somit bisher schutzlos ausgeliefert. Die hygienischen Verhältnisse dort sind skandalös, prekär und als mitunter lebensgefährlich zu beschreiben.
Seit einer gefühlten Ewigkeit weisen Seebrücke, Save Me und andere Organisationen auf diese prekäre Lage der Schutzsuchenden hin. Seit Wochen wird eine sofortige Evakuierung der griechischen Lager gefordert, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.
Ich formuliere es vielleicht etwas direkter: Um den vielfachen Tod von Menschen zu verhindern, die mit dem Glauben an Schutz für sich und ihre Familie zu uns nach Europa gekommen sind!Die Einhaltung der Hygienevorschriften kann in diesen Lagern und auch hier nicht eingehalten werden! Wie denn auch bei dieser Überfüllung!
Ich möchte das Ihnen kurz mal verdeutlichen:
In Moria auf der griechischen Insel Lesbos – als prominentestes Beispiel – leben ca. 20.000 Menschen in einem Lager, das für 3.000 Menschen ausgelegt ist. Bis zu 160 Menschen benutzen ein und dieselbe schmutzige Toilette. Pro 500 Bewohnerinnen und Bewohner gibt es nur eine Dusche. Oft drängen sich bis zu 20 Menschen in Containern, Zelten oder Behelfsunterkünften. Ca. 325 Menschen teilen sich einen Wasserhahn. Seife existiert weitestgehend nicht! (Quelle: Oxfam)
Erkennbar hier: Humanitäre Hilfe ist genauso sträflich unterfinanziert wie anscheinend bedeutungslos für die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. Hilfsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ alarmieren schon seit Wochen, dass die Menschen aus Moria herausgebracht werden müssen! Bisher ist nicht viel passiert! 47 Menschen sind nur nach Deutschland geholt wurden. Das ist unserer Meinung nach eine Farce! Ein kosmetischer Versuch diese Debatte schnellstmöglich unter den Teppich zu kehren.
Also möchte Save Me Konstanz nochmals betonen sich ausdrücklich der Seebrücke Konstanz anzuschließen bezüglich der Kritik an der Politik! Dieses vorsätzliche Versagen der Bundesregierung und der EU kann nicht hingenommen werden. Wir beteiligen uns weiterhin an landesweiten Protesten bis die Menschen in den Lagern evakuiert wurden.
Wir haben genug Platz, wir haben genug Mittel und wir haben auch genügend hilfsbereite Menschen und Organisationen hier in Deutschland und Europa! Das möchte ich insbesondere betonen.Eine europäische Verteilung von Geflüchteten muss das Ziel sein! Es kann doch nicht sein, dass die Menschen einfach im Stich gelassen werden. Deutschland und die anderen EU-Staaten hätten definitiv die Kapazitäten und die Möglichkeiten einer Evakuierung und Aufnahme; nur der politische Wille, der fehlt an allen Ecken und Enden!
Ein sozialer und menschlicher Umgang mit Menschen in höchster Not muss endlich zu einer der obersten Prioritäten der EU und Deutschlands werden! Dies kann nur mit gemeinsamen Anstrengungen, Zusammenhalt und Toleranz geschehen. Somit unterstützt Save Me Konstanz eine gesamteuropäische Quotenregelung bezüglich der Verteilung von Geflüchteten.Außerdem fordern wir die deutsche Regierung auf, die Helferorganisationen sowie die Helferinnen und Helfer stärker in ihrer Arbeit zu unterstützen, damit die Aufnahme, Betreuung und Integration von Geflüchteten in Zukunft besser gestaltet werden kann. Beispielsweise wäre es immens wichtig, wenn geduldete Geflüchtete die Möglichkeit einer Arbeitserlaubnis bekommen könnten. Dies würde ihnen Perspektive, Beschäftigung, Weiterbildung, Entwicklung und soziales Miteinander ermöglichen. Es würde für die Integration und die psychisch-sozialen Verfassung der Geflüchteten eine bedeutsame Maßnahme sein.
Weiterhin möchten wir Sie und ihr Umfeld aufrufen: Setzt euch ein für mehr Toleranz und Unterstützung in eurer direkten Umgebung. Überlegt euch, wie ihr im Rahmen eurer Möglichkeiten, Schutzsuchenden Unterstützung geben könnt. Wir als Save Me Konstanz stehen euch bei Rat und Tat zur Seite. Informieren, bieten Möglichkeiten des Engagements an und reichen euch Interessierten gerne eine helfende Hand!Abschließend möchte ich sagen: Humanität und Toleranz dürfen keine leeren Phrasen für uns und die Politikerinnen und Politiker werden. Wir dürfen Gleichgültigkeit und Abschottung keinen Platz in unserer Gesellschaft ermöglichen. Aber vielmehr auch, weil Mitgefühl und Hilfsbereitschaft uns als Menschen doch ausmachen; weil wir durch Toleranz und Austausch zusammenwachsen.
Daher: Zusammen für mehr Menschlichkeit und Solidarität mit Menschen in höchster Not!
Danke von mir und im Namen von Save Me Konstanz, dass ich hier ein paar Worte sagen konnte.Danke und #LeaveNoOneBehind