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Das Neuste von Save me Konstanz
Von Claudia Rindt
Konstanz – Im Bodensee vor dem Stadtgarten schwamm der Schriftzug „Würde“. Helfer hatten ihn aus 300 Rettungswesten geformt. Die sieben Meter hohen Buchstaben sollten ins Gewissen leuchten. Die Seenotretter-Organisation Sea Eye, die Seebrücke, die Stabsstelle Konstanz International und die Flüchtlingsorganisation Save me präsentierten zur Interkulturellen Woche eine Installation, die aufrütteln sollte. Es ging um die Flüchtlinge, die im Meer ertrinken, und um die zivilen Retter, die für ihren Einsatz Probleme bekommen. Der Konstanzer Künstler Bert Binnig hatte den Ideen der Aktivisten eine Form gegeben. Er sagte: „Das Thema liegt mir am Herzen“.
„Wir können es nicht ertragen, dass die Seenotrettung kriminalisiert wird“, erklärte der Konstanzer Stadtrat Normen Küttner zur Eröffnung der Aktion. Er forderte dazu auf, aus humanitären Gründen Organisationen zu unterstützen, die Menschen aus der Seenot retten. Er wertete es als positives Zeichen, dass alle Fraktionen im Gemeinderat der Verlängerung der Patenschaft für ein Rettungsboot zustimmen wollten.
Der Konstanzer Integrationsbeauftragte David Tchakoura hatte die rechtlichen Rahmenbedingungen dazu abgeklärt. Möglicherweise gehörten auch bald die Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) zu den Unterstützern, sagte Küttner. Diese hatten mit Personal und Material geholfen, die Installation zu Wasser zu bringen. „Hier muss man ein Zeichen setzen“, sagte Frank Weber, einer der beiden Geschäftsführer der BSB. Der Mann war selbst mehr als 20 Jahre Kapitän und ist bis heute begeisterter Hochseesegler. Die Rettung aus Seenot sei für jeden auf dem Wasser eine Selbstverständlichkeit, erklärte er. Es gehöre zur inneren Einstellung eines Seemanns, in einer Notsituation nicht wegzuschauen. Nicht zu helfen sei illegal, sagte Jürgen Weber von der Seebrücke, die an Land für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer wirbt. Mit welchen Schwierigkeiten die Seenotretter rechnen müssen, berichtete Kim-Jesko Tamm von der Organisation Sea Eye. Sie betreibt Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer. „Die rechtliche Situation ist klar. Es besteht die Pflicht zur Rettung“, stellt Tamm fest. Doch es gebe politische Probleme. Inzwischen bekämen die Retter zwar wieder einen Platz im Hafen, doch die Schiffe würden „unter fadenscheinigen Begründungen“ festgesetzt. So werde etwa bemängelt, dass ein Boot zu viele Rettungswesten an Bord habe oder zu wenige Toiletten. Es gehe darum, die Rettungsschiffe vom Meer fernzuhalten, so der Eindruck des Vertreters von Sea Eye. Es habe auch Ermittlungen gegen einzelne Retter gegeben. Kim-Jesko Tamm sagt, die Rettung aus Seenot sei Aufgabe des Staats, doch dieser habe sich in dieser Sache weitgehend zurückgezogen. Zivile Organisationen, wie seine mit 800 Mitgliedern, versuchten, die Lücke zu stopfen. Das Grundproblem bestehe darin, dass Europa sich nicht zu einer gerechten Aufteilung der Flüchtlinge durchringen könne. Er habe wenig Hoffnung, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändere.
Auch Julius Durunwa war bei der Aktion dabei. Er ist nach Angaben von Sea Eye einer von denen, die im Februar 2019 aus dem Mittelmeer gerettet wurden. Der 32-Jährige aus Nigeria lebt inzwischen in Konstanz in einer Flüchtlingsunterkunft. Er arbeitet daran, noch besser Deutsch zu lernen, hat einen Küchenjob und sucht noch eine Ausbildungsstelle im Bereich Logistik.
Initiator*innen und Unterstützer*innen vor dem Kunstwerk
Save me Konstanz e.V. Vorstandsvorsitzende Marion Mallmann-Biehler und stellvertretende Vorsitzende Hildegard Gumpp am Infostand von Save me.